Das Gebiet des Hamburger Hafens besteht aus zahlreichen ehemaligen Elbinseln. Einige erkennt man auch heute noch als Insel, andere sind zwischenzeitlich zusammengedeicht oder mit dem Festland verbunden.
Die Elbinsel Wilhelmsburg ist mit einer Fläche von 35 Quadratkilometern heute die größte Binneninsel Europas. Einige behaupten sogar, Wilhelmsburg wäre gleich nach Manhattan die zweitgrößte bewohnte Flussinsel der Welt.
Durch die Internationale Bauausstellung (IBA), die von 2007 – 2013 in Wilhelmsburg stattfand, sowie die Internationale Gartenschau im Jahr 2013 hat sich die Elbinsel verändert. Eine neue grüne Mitte ist im Bereich des Gartenschaugeländes entstanden, flankiert von zahlreichen futuristischen Neubauten, wie z.B. dem Algenhaus, den Wasserhäusern, oder auch dem Neubau der Behörde für Soziales und Umwelt. Der Energieberg und der Energiebunker sind durch die IBA auf der Elbinsel zu neu erschlossenen Stadträumen geworden.
Heute finden sich in Wilhelmsburg immer noch sehr landwirtschaftlich geprägte Gebiete, eine große Schafherde wird jährlich mehrmals über die Deiche der Elbinsel getrieben, ebenso finden sich jedoch auch sehr dicht besiedelte Gebiete mit einer gemischten Bevölkerung aus insgesamt über 100 Nationen. Diese kulturelle Vielfalt bietet eine große Chance für die Zukunft der Elbinsel, führt jedoch auch zu einigen Konflikten.
Eine grüne Oase, bzw. Hamburgs letzter Urwald, findet sich am südlichsten Zipfel der Elbinsel Wilhelmsburg. Dort, wo die Elbe sich in Norder- und Süderelbe teilt, steht Hamburgs kleinster Leuchtturm an der Bunthäuser Spitze. Das Elbe-Tideauenzentrum informiert über die Besonderheiten des Naturschutzgebietes und bietet regelmäßig Führungen durch den Elbe-Tideauenwald an.
Ihren Ursprung hat die Elbinsel Wilhelmsburg im Jahr 1672, als der Herzog Georg Wilhelm zu Braunschweig-Lüneburg vor eine Herausforderung gestellt ist: seine Ehefrau Eleonore d’Olbreuse soll finanziell abgesichert werden und seine Tochter Sophie Dorothea unter die Haube. Da eine Tochter zu damaliger Zeit eine anständige Mitgift benötigte und mit einem vielversprechenden Titel eine noch bessere Partie abgab, half Herzog Georg Wilhelm etwas nach. Er kaufte von den Groten die Elbinseln Stillhorn, Rotehaus, Georgswerder und das Hövelgebiet, deichte diese Gebiete mit seinem bereits vorhandenen Besitz rund um den Reiherstieg zusammen und benannte alles nach sich selbst: WILHELMSBURG. Seine Frau ließ er durch gute Verbindungen zu Kaiser Leopold zur Gräfin von Harburg ernennen, seine Tochter zur Gräfin von Wilhelmsburg.
Das Amtshaus von 1724, heutiger Sitz des Museums der Elbinsel Wilhelmsburg, gründet auf den Fundamenten des „Adligen Sitzes Stillhorn“, einem Schloss der Groten. Das Schloss wurde wegen Baufälligkeit abgerissen, der Gewölbekeller von 1620 sowie Teile vom Burggraben sind jedoch auch heute noch zu besichtigen.
Das Amtshaus, die gegenüberliegende wunderschöne Kreuzkirche aus dem vierzehnten Jahrhundert, der Dorfkrug sowie weitere alte Häuser bilden das Milieuschutzgebiet Kirchdorf.
Ein weiteres Kleinod auf der Insel stellt die Windmühle Johanna dar, ein Galerieholländer aus dem Jahre 1875.
Ursprünglich war Wilhelmsburg sehr ländlich geprägt. Viehzucht und Ackerbau bestimmten das Landschaftsbild, die Insel war nicht sonderlich dicht besiedelt.
Dies änderte sich mit der Industrialisierung und dem Wachstum des Hamburger Hafens. Die Industriegebiete dehnten sich vor allem im Norden und Westen der Elbinsel Wilhelmsburg aus, dazu fand sich hier in Hafennähe günstiger Wohnraum für all die Hafenarbeiter, die als Gastarbeiter aus Südeuropa angeworben wurden.
Im Jahr 1937 wurde Wilhelmsburg zusammen mit Harburg und weiteren vormals eigenständigen Gemeinden durch das Groß-Hamburg-Gesetz zu einem Stadtteil der Hansestadt Hamburg.
Bei Erwähnung der Elbinsel Wilhelmsburg kommt jedem Hamburger unweigerlich der Gedanke an die schwere Sturmflut 1962. In der Nacht vom 16. auf den 17. Februar 1962 traf der Orkan Vincinette unvorbereitet die deutsche Nordseeküste und löste eine Katastrophe aus. Die Behörden waren von der Kraft des Sturmes überfordert, über 300 Menschen starben allein im Hamburger Stadtgebiet, die meisten davon auf der Elbinsel Wilhelmsburg. Helmut Schmidt, damaliger Polizeisenator in Hamburg (heute: Innensenator), rief die Deutsche Bundeswehr zur Hilfe.
Heute erinnern zahlreiche Flutmarken an Gebäudefassaden im ganzen Hamburger Stadtgebiet an die Höhe des Wasserpegels in jener schrecklichen Nacht. Rund um die Elbinsel Wilhelmsburg finden sich an den Bushaltestellen „Sammelpunkte bei Sturmflut“, die Deichverteidigung hat ihre Depots z.B. für Sandsäcke an strategischen Punkten auf der Insel, dazu gibt es regelmäßige Übungen, um einer erneuten Katastrophe vorzubeugen.